Die Auswahl des Deckrüden


Bei der Auswahl des Deckrüden sollte man einiges beachten und nicht etwa danach gehen, welcher Rüde gerade in der Nähe steht.

Auch beim Rüden geht es bei uns u.a. wieder um die "vier Säulen". Aber nicht alleine. Bei den Verpaarungen versuchen wir, eine bestmögliche Balance zwischen den vier Säulen (auch untereinander), sowie der genetischen Vielfalt zu schaffen.

 

Kurz: Überzeugt der Rüde in den vier Punkten, ist aber genetisch keine Bereicherung - so ist dieser Rüde nicht die erste Wahl.

Umgekehrt; wenn er genetisch recht gut passt, aber in einem oder mehr der Punkte stark abweicht, so landet er ebenfalls nicht ganz oben.

 

Werden die gleich folgenden Punkte abgedeckt und erhöhen außerdem noch die genetische Vielfalt - dann gehört der Rüde in unsere Top-Auswahl.

 

 

Säule "Gesundheit":

Der künftige Deckrüde hat im besten Fall ideale Gesundheitsergebnisse von

- HD A

- ED 0

- LÜW Grad 0

- OCD frei

- Spondylose frei

- DM frei

- SDCA frei

- Frei von Allergien

- Gute Zähne

- Gesunde Augen

 

-> Bezüglich Genetik und Vererbbarkeit folgt zu diesem Thema gleich noch ein klitzekleiner Exkurs.

 

 

Säule "Wesen & Charakter":

- Gutes, angenehmes Wesen

- Stabiles Nervenkostüm

- Erwachsen / fertig (besonders psychisch)

- Offener, freundlicher Charakter

- "Klar im Kopf"

 

 

Säule "Sport":

- Sehr gerne sportlich geführt

- Arbeitsfreudig

- Dabei aber nicht überdreht

- Prüfungen kein Muss

- Der Hund sollte aber zufrieden und im adäquaten Maße ausgelastet sein

- "Sport" sagt erstmal nichts über den Hund an sich aus, denn ob der Hund im Sport geführt wird (und wenn ja, in welchem), entscheidet der Mensch

 

 

Säule "Optik":

- Eher zweitrangig, aber natürlich nicht unwichtig; gerne aber ein "ansprechendes Äußeres"
- Leitsatz "form follows function" im Hinterkopf haben

- Championtitel oder dergleichen nicht erforderlich

- Muss natürlich dem Rassestandard entsprechen (im besten Fall besonders in den Punkten, in denen die Hündin Schwächen aufweist)

 

 

Sonstiges:

- Wenig Inzucht (sowohl in seinem Stammbaum als auch zwischen ihm und der Hündin)

- Bestandene Zuchtzulassung bzw. erfüllte Zuchtvoraussetzungen

- Evtl. schon vormals gedeckt (zwecks besserer Einschätzung der Nachzucht), aber

- keinen "Popular Sire"

- Er muss sich mit der Hündin verstehen! Wir möchten keine Verpaarung unter Zwang - wenn es nicht passen sollte, hat es wahrscheinlich einen Grund

- Schön wäre ein IK von <1% (erlaubt bis 3% auf 5 Generationen)

 

Wir versuchen, den Rüden so auszuwählen, dass wir den "ursprünglichen Typ Holländer" beibehalten können: einen vielfältig einsetzbaren, stabilen Schäferhund:

"Die Hauptaufgabe des Holländischen Schäferhundes war ursprűnglich die eines Schäferhundes auf dem Land. Die Holländer hatten schon sehr frűh eine landwirtschaftliche Kultur, die unter anderem von Schafherden in Stand gehalten wurde. Die Hunde mussten die Herden von den Feldern fern halten, welches sie durch das patrouillieren der Grenzen von Straßen und Feldern taten. Außerdem begleiteten sie die Herden auf ihrem Weg zu den gemeinsamen Wiesen, Märkten und Häfen. Auf dem Bauernhof hielten sie Hűhner fern von den Kűchengärten, sie hűteten die Kűhe und brachten sie zum Melken und zogen die Milchkarren. Außerdem machten sie die Bauern auf Fremde, die sich dem Hof näherten, aufmerksam. Um 1900 gab es kaum noch Schafherden in den Niederlanden. Durch seine flexiblen Fähigkeiten war der Holländische Schäferhund sehr fűr Hundetraining geeignet, welches zu dem Zeitpunkt beliebt wurde. So startete er also eine neue Karriere als Polizei-Hund, als Such- und Fährten-Hund und als Blinden-Hund. Trotzdem ist er aber immer noch fähig Schafe zu hűten. Der erste Rasse-Standard datiert vom 12. Juni 1898."

 

Liest man sich diesen geschichtlichen Abriss im Rassestandard durch, wird schnell klar, dass der Holländische Schäferhund sich für Vieles eignet und eben ein wahrlicher Alleskönner ist.

Diese Vielseitigkeit wollen wir bewahren.

 

Außerdem soll der Rüde, wenn möglich, die Schwächen der Hündin ausgleichen.

Wichtig hierbei ist, dass man dann nicht den Fehler macht, ins gegenteilige Extrem zu wechseln. Zum Beispiel zu kleine Hündin mit zu großem Rüden, in der Erwartung, dass nur mittelgroße Hunde dabei rauskommen.

Die Punkte, in denen ein Zuchtpartner schwächelt, sollten beim anderen wenn möglich genau im Standard sein.

 

Aus diesem Grund ist es wichtig, die Stärken und Schwächen seiner Hunde zu kennen!

 

Auch charakterlich sollte es passen. Hier wünsche ich mir einen souveränen Hund. Einen arbeitsfreudigen Rüden, der aber auch problemlos Ruhe halten kann und nicht nonstop unter Strom steht. Gerne einen, der mit Leidenschaft und nervlicher Stärke in der Arbeit dabei ist und gerne seine Nase benutzt. Sehr gerne auch mit Wasser-Passion ;) 

 

Die endgültige Auswahl hat natürlich sehr sorgfältig zu erfolgen.

 

Als Züchter darf man allerdings nicht nur an diesen einen Wurf denken; nicht mal nur an seine eigene Zuchtstätte, sondern man muss Generationen sowie die gesamte Rasse betrachten.

 

Dies kann bedeuten, dass aus genetischer Sicht vertretbare(!) Ausnahmen sinnvoll sind; hier spielen mehrere Faktoren eine Rolle. An erster Stelle erfordert es Kenntnisse in der Genetik und Vererbbarkeit. Dann sollte natürlich "der Rest des Hundes" stimmen. Zucht bedeutet jedoch auch bei sorgfältigster Auswahl immer ein Risiko, denn das letzte Wort spricht die Natur.

Dieses Thema würde an dieser Stelle bei Weitem den Rahmen sprengen. Für Interessierte empfehlen wir entsprechende, einschlägige Literatur oder Seminare. Eine Kurzübersicht findet ihr hier.